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Erfolg mit individueller Leidenschaft. Es beglückt mich zu sehen, wie viele Menschen nicht nur das Wagnis eingehen, individuelle Visionen in ihrer Arbeit zu verwirklichen, sondern damit auch Erfolg haben. Dieser Artikel liegt mir besonders am Herzen, denn Artediem will ermutigen, sich für etwas einzusetzen, das untrennbar mit gutem Leben verbunden ist: Eine Arbeit, die mehr ist als nur Kuchenerwerb.
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Sisyphos oder ein Plädoyer für gute Arbeit und gutes Leben

Sisyphos war ein glücklicher Mensch, sagt Albert Camus. Sisyphos, der immer wieder aufs Neue unter unendlichen Mühen einen Felsbrocken den Berg hochwuchtet, nur damit dieser kurz vor dem Ziel wieder hinunterrollt. Sisyphos: Ein Mann, der Arbeit hatte. Unkündbar.

Schon in der Schulzeit hat diese Geschichte eine merkwürdige Faszination auf mich ausgeübt – gerade wegen ihrer Absurdität in einer Zeit, in der wir „Baby-Boomer“ in der Euphorie eines permanenten wirtschaftlichen Aufschwungs wie selbstverständlich davon ausgegangen sind, dass sich das Leben als Abbild unserer eigenen Wünsche und Träume zu formen hat.

Nun ist der Aufschwung abgeschwungen. Und wo der Traum einer Arbeit, die nicht nur Kuchenerwerb sondern auch Selbstverwirklichung ist, sich nicht mit spielerischer Leichtigkeit verwirklichen lässt, macht sich in den Medien und Köpfen dann doch ein Hauch von Camus These breit: Hauptsache Arbeit! Nimm, was Du kriegen kannst.

Es ist schick geworden, zu sagen, wie viel man arbeitet. Mit leicht jammerndem Unterton, aber doch in dem Bewusstsein der eigenen Wichtigkeit, weil man nicht nur eine Arbeit hat, sondern ganz viel davon. Sich mühen hat Konjunktur – mit einem unausgesprochenen, mitschwingenden Unterton – egal, womit.

Die Frage, wie sich trotz der allgemeinen wirtschaftlichen Lage eine geglückte Beziehung zwischen Arbeit, Identität und Leben gestalten lässt, stellt besondere Herausforderungen an uns, unseren Mut, unsere Hartnäckigkeit und Kreativität.

Es ist in dieser Zeit ein besonderes Wagnis, sich die Frage zu stellen, welche Arbeit einen glücklich macht. Es trotzdem zu wagen, impliziert einen „sehenden Optimismus“ und nicht nur Visionen, verlangt nach Kreativität und dem beharrlichen Willen, Wege zur Umsetzung zu finden.

Ein Plädoyer für eine Arbeit, die der eigenen Identität entspricht, ist dabei in mehr begründet, als dem an sich schon berechtigten Wunsch, dass mehr Menschen eine Arbeit haben, die in sich selbst schon ein Stück Lebensqualität beinhaltet. Denn Motivation, Arbeitsqualität und letzten Endes auch Innovationskraft folgen der Stärke subjektiver Leidenschaften, individueller Begeisterung und eher dem „Ich will“ als „Ich muss“.

Vor allem wo die Frage „Wer gibt mir Arbeit?“ immer häufiger durch die Frage „Wie kann ich mir Arbeit schaffen?“ ersetzt werden muss, ist der Blick auf die eigene Identität nicht nur ein im Zweifelsfall vernachlässigbares „Zückerchen“ eines Kaffees, den man auch schwarz trinken könnte, sondern Grundnahrungsmittel des eigenen Erfolges. Was – wenn man das möchte – einem die Kraft gibt, wie Sisyphos den Felsen den Berg hochzurollen. Oder auch, etwas ganz anderes zu tun.

(c) Judith de Gavarelli 2004


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